»Lieber Brahms!« hieß es heuer, und damit war sowohl gemeint, dass die zurzeit neun Sängerinnen und sieben Sänger sehr gerne Literatur ihres Namensgebers singen, als auch, dass das Ensemble im
Lauf der zwei Jahrzehnte eine besonders innige Beziehung zu dem Komponisten aufgebaut hat. »Wir haben ein kleines bisschen die stilleren Töne gewählt«, gestand Petra Weiß-Lorenz im Laufe des
90-minütigen Konzertes.
In der Tat ging es ruhiger zu als bei so manch anderem übersprudelndem Neujahrskonzert. Johannes Brahms’ verhalten-besinnliche Lieder »Im Herbst«, »In stiller Nacht« oder sein Abendständchen
»Hör, es klagt die Flöte wieder« deklamierte der Chor eindringlich und in gewohnt glasklarer Intonation. Wie immer begleitete Jürgen Weiß souverän am Klavier.
Erstklassige Interpretation
Als »Bruch« im Programm bezeichnete die Chorleiterin Harald Genzmers Vertonung von Goethes Doppelgedicht »Meeres Stille« und »Glückliche Fahrt«.
»Da werden einige Zuschauer sagen: Die singen aber falsch! Andere meinen dagegen: Endlich mal wieder etwas, das einen richtig fordert!«, fasste Weiß-Lorenz die zu erwartenden Reaktionen der Gäste
schon im Voraus schmunzelnd zusammen.
Genzmers Werk sorgte eindeutig für positive Hochspannung in der Bayernhalle und zog die Zuhörer durch die erstklassige Interpretation in den Bann.
Birdland und Orpheus
Ausgelassene Stimmung verbreitete ein Jazz-Duo der Karl-Rehbein-Schule Hanau, an der Petra Weiß-Lorenz unterrichtet. Mit den Schülern Jona Heckmann (Klavier) und Tim Dokter (Schlagzeug) saßen
zwei »alte Hasen« an den Instrumenten, was die Zahl ihrer Auftritte betrifft.
»Cool« klang bereits das gemeinsam mit dem Chor dargebotene »He is always close to you« von Martin Carbow, bei dem es ordentlich ab ging. Doch der diesjährige Höhepunkt war eindeutig »Lullaby of
Birdland«, eine super-entspannte Ohrwurm-Nummer, die ebenfalls von Chor und Jazz-Duo gespielt und gesungen wurde.
Das »Herzensstück« von Petra Weiß-Lorenz hieß dagegen »Black Orpheus« und erzählt eine unglückliche Liebesgeschichte - eine Aufgabe, die der Chor sensibel bewerkstelligte.
»An der schönen blauen Donau« von Johann Strauß Sohn fungierte schließlich als Bravourstück, damit der Johannes-Brahms-Chor und seine Dirigentin nach so viel Walzerseligkeit dem Publikum ein
kräftiges »Prosit Neujahr!« zurufen konnten.
Quelle: Doris Huhn, Main-Echo vom 19.01.2016
Karlstein (Großwelzheim) - 25.01.2015
»Klassik = Klasse!« hieß das Motto des Neujahrskonzerts des Johannes-Brahms-Chores Karlstein, das am Sonntagnachmittag vom Publikum in der Bayernhalle mit großer Begeisterung aufgenommen
wurde.
Der exquisite kleine Kammerchor wurde in diesem Jahr von dem 70-köpfigen Symphonieorchester des Hanauer Karl-Rehbein-Gymnasiums begleitet.
Beide stehen unter der Leitung von Petra Weiß-Lorenz, die zu Beginn flachste: »Ich stehe heute als dirigentischer Zwitter vor Ihnen!« Dabei schwang sie den
Dirigentenstab wie einen Zauberstab und entlockte den Akteuren vor ihr in den folgenden 80 Minuten mitreißende Klänge.
In ihrer herzlichen Begrüßung bereitete Weiß-Lorenz das Publikum auf ein Programm voller Kontraste vor, das »klassische« Melodien beinhaltete, die man unbedingt einmal gehört haben muss.
Klassisch in Anführungszeichen, da auch Werke aus anderen Epochen wie dem Barock oder der Romantik erklangen.
Damit der kleine Chor sich gegen den großen Klangkörper des Symphonieorchesters durchsetzen konnte, setzte die Leiterin auf überwiegend reduzierte Orchesterbegleitung, die Sängern und Musikern
gerecht wurde.
Ungarische Tänze vierhändig
Einige Stücke, wie der farbenfrohe »Persische Marsch« von Johann Strauß Sohn oder der »Tango Jalousie« von
Jacob Gade, bei dem die ausdrucksstarke Violinistin Daria Azov Solo spielte, zeigten, dass das Orchester ein Aushängeschild des Gymnasiums ist. Jürgen Weiß, der einige Stücke am Klavier
begleitete, spielte in einem besonderen Programmpunkt mit seiner Frau Petra zwei ungarische Tänze des Namensgebers Johannes Brahms vierhändig am Klavier.
Als wunderbarer Einstieg in das Konzert ertönte »Dank sei dir, Herr« von Händel-Fan Siegfried Ochs. Ganz transparent gesungen erklang das »Hallelujah« aus Händels Oratorium »Der Messias« und mit
Glanz und Gloria Joseph Haydns »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« aus dem Oratorium »Die Schöpfung«.
Nicht nur musikalisch, sondern auch textlich überzeugte die Ouvertüre zu Mozarts Oper »Die Zauberflöte«. Petra Weiß-Lorenz hatte hierfür einen eigenen Text geschrieben, der alle wichtigen Namen
und Ereignisse benannte und wahrhaft »mozärtlich« gesungen und gespielt wurde. Ein großer Moment im Konzert die Aufführung des Gefangenenchores aus Verdis »Nabucco«.
Vor dem letzten Stück erklang von der Bühne ein fröhliches »Prosit Neujahr!«, und gemeinsam mit dem Publikum sang der Chor Beethovens »Freude, schöner Götterfunken!«, bevor das Publikum zu den
Sektgläsern strömte und auf ein gutes Jahr anstieß.
Doris Huhn
Quelle: Main-Echo, Ausgabe vom 27.01.2015
Karlstein - 06.07.14
Wenn es sich schon um die Premiere für eine neue Sommerkonzert-Reihe handelte, dann aber bei richtig hochsommerlichen Temperaturen … Am späten Sonntagnachmittag fand im voll besetzten und deshalb
noch wärmeren Rudolf-Wöhrl-Pavillon die »Musenstund’ für Ohr und Mund« des Johannes-Brahms-Chors Karlstein unter der Leitung von Petra Weiß-Lorenz statt.
Da man im Vorverkauf lediglich 35 Eintrittskarten verkauft hatte, war der Ansturm von circa 90 Besuchern dann fast des Guten zu viel. Ein logistisches Problem war
die Bewältigung des kulinarischen Beiprogramms. Zu erlesener Musik sollten ursprünglich in zwei Pausen appetitliche Schmankerl aus einem Weingut und einem spanischen Feinkostladen serviert
werden. Doch bei dem Andrang dauerte es nach dem ersten Teil eine Dreiviertelstunde, bis es mit dem zweiten Gesangspart losgehen konnte. Das war einfach zu viel des Wartens, denn der musikalische
Teil brach angesichts der langen Pause auseinander.
Als Kontrast zu der seit fast 20 Jahren bestehenden winterlichen Kultveranstaltung des Brahms-Chors, dem Neujahrskonzert in der Bayernhalle, hatte sich die Idee entwickelt, auch im Sommer
einzuladen. Dazu ging es zurück zu den Wurzeln, denn das Neujahrskonzert fand früher ja im Pavillon statt.
Ganz im Zeichen der Romantik stand die Chormusik. Teilweise begleitet von Jürgen Weiß am Klavier erklangen drei Liederblöcke von Antonin Dvorák, Robert Schumann und Ivan Knorr, die den Zuhörer
mit Natur, Abendstimmung, Sehnsucht und Liebe konfrontierten.
Los ging es mit Dvorák, dessen Lieder die acht Sängerinnen und sieben Sänger in schwarzer Abendkleidung zelebrierten, während Dirigentin Petra Weiß-Lorenz in wechselnden Sommerkleidern
auftrat.
Intensives Dirigat
Ihr sprechendes und intensives Dirigat ließ Stücke wie »Es zog manch Lied«, das ausdrucksstarke und von dynamischen Spannungen geprägte »Ich sag’s nicht« oder das trotz des traurigen Textes mit
hüpfenden Noten erfreuende Lied vom »Weidenbusch« auf den Punkt erklingen, lockte innigste Momente aus den Sängerinnen und Sängern hervor und ließ eine Besucherin spontan den Kommentar »Schön!«
fast andächtig flüstern.
Im »Spanischen Liederspiel« von Robert Schumann standen Männer und Frauen getrennt links und rechts vom Klavier. Einfach zum genießen waren die wechselnd von den Sängern und den Sängerinnen
präsentierten fünf Stücke. Schlank und fein erklang von den Frauen »Erste Begegnung« und »Liebesgram«. Die Männer glänzten im »Intermezzo« und gestalteten »In der Nacht« im Schlussteil zu einem
wunderbaren Miteinander, das schon fast eine sinnliche Komponente besaß.
Zum Schluss genoss das Publikum ukrainische Liebeslieder von Ivan Knorr, dem unbekanntesten Komponisten des Programms. Der Russe (1853 bis 1916) wurde 1883 Lehrer für Klavier am Hoch’schen
Konservatorium in Frankfurt und schickte viele seiner Kompositionen, darunter die ukrainischen Liebeslieder, an den angebeteten Johannes Brahms zur Beurteilung. Insofern schlug das Konzert zum
Schluss einen harmonischen Bogen zum Namensgeber des Chors und rundete die Premiere ab.
Doris Huhn
Quelle: Main-Echo-Bericht vom 09.Juli 2014
Karlstein-Großwelzheim »In 100 Minuten um die Welt!« reiste das Publikum gemeinsam mit dem Johannes-Brahms-Chor Karlstein am späten Sonntagnachmittag in der Bayernhalle. Im Rahmen des 18. Neujahrskonzertes erklangen 30 Stücke aus fünf Kontinenten, die von den 16 Sängerinnen und Sängern unter der schwungvoll-kreativen Leitung von Petra Weiß-Lorenz in insgesamt 16 Sprachen vorgetragen wurden.
Unter der schwungvollen Leitung von Petra Weiß-Lorenz präsentierte der Johannes-Brahms-Chor Karlstein am späten Sonntagnachmittag in der Bayernhalle sein 18. Neujahrskonzert, unterstützt von einem Instrumentalensemble der Karl-Rehbein-Schule Hanau.
Ohne die sonst übliche fantasievolle Dekoration, dafür aber mit einer Foto-Show, die auf einer großen Leinwand die jeweiligen Länder
visuell aufgriff, verlief die beliebte Veranstaltung.
Zur weiteren Auflockerung stellte die Dirigentin vier Quizfragen an das Publikum, bei dem es Karten für das nächste Konzert des Chores zu gewinnen gab. Hierbei kam zum Beispiel heraus, dass der
Chor circa 140 000 Kilometer in seiner Welttournee ab Welzem zurücklegte.
Geduldsprobe
Zugegeben, die opulente Reise stellte für einige Besucher eine besondere Geduldsprobe dar, denn 100 Minuten Chormusik ohne Pause - und sei sie noch so abwechslungsreich - sind für Geist und
Körper eine Herausforderung, zumal auch diese großzügigen 100 Minuten nicht ganz ausreichten …
Die Reiseroute startete mit einem fröhlichen afrikanischen Lied in Botswana und einem festlichen Weihnachtslied aus Madagaskar, bei dem ein Instrumentalensemble der Karl-Rehbein-Schule das erste
Mal vorzüglich begleitete. Neben dem bewährt souveränen Musikpädagogen Jürgen Weiß am Klavier waren dies die Schülerinnen Ines Horst (Blockflöte), Daria Azov und Annika Brehm (Violinen), Marie
Mälzer (Viola) und Lena Lang (Violoncello). Nach einem zarten Frühlingslied aus Schweden und einem frivolen Liebeslied aus Frankreich lauschte man gerne dem Stück »Balaido« von Heitor
Villa-Lobos, dessen portugiesischer Text Solistin Kathrin Muthorst nur so von den Lippen perlte. »Arirang« heißt das beliebteste Volkslied in Korea, das quasi als Nationalhymnenersatz dient.
Petra Weiß-Lorenz erinnerte sich lächelnd daran, dass sie dieses Werk »vor gefühlten 100 Jahren«, circa 1972, mit den Kindern des Großwelzheimer Volks-Chores einstudiert hat.
Die sechs Chormänner durften ihr Lieblingsstück aus dem Trentino, »La Montanara«, sauber und auf Hochglanz poliert beisteuern, bevor der komplette Johannes-Brahms-Chor auf seiner Zwischenstation
in den USA, das leise, melancholische »Oh, Shenandoah« a-cappella und mit brillantem Zusammen- und Gesamtklang vortrug.
Nach Harry Belafontes »Little Girl in Kingston-Town« und Volksliedern aus Dalmatien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei gelang der Landeanflug auf Deutschland vorzüglich. Die Heimreise wurde
versüßt durch ein Medley aus deutschen Volksliedern, zu dem das Publikum zum Mitsingen eingeladen war.
Danach hieß es traditionell »Prosit Neujahr!«, und mit perlendem Sekt stießen die Besucher auf ein gutes neues Jahr an, das vom Johannes-Brahms-Chor musikalisch vielfältig eingeläutet worden
war.
Nächstes Konzert des Brahms-Chors: »Musenstund‘ für Ohr und Mund«, Sonntag, 6. Juli, 17 Uhr, Rudolf-Wöhrl-Pavillon Karlstein.
Foto & Text: Doris Huhn, Main-Echo vom 28.01.2014
Der Artikel zu unserem Neujahrskonzert 2013 (am 20.01.13 in der Bayernhalle in Großwelzheim) ist als Online-Artikel auf den Internetseiten des "Main-Echo" nachzulesen !
»Klingende Stilbrüche« kündigte Chorleiterin Petra Weiß-Lorenz zu Beginn des 16. Neujahrskonzerts des Johannes-Brahms-Chors (JBC) Karlstein schmunzelnd an - und die rund 400 Gäste in der
Bayernhalle ließen sich damit auf ein doppeltes Jubiläumsprogramm zum 20. Jubiläum ein.
»Das ist sicher nicht jedermanns Sache«, gab die Vollblut-Chorleiterin in der Mitte des Programms zu. Doch wer Spaß an Überraschungen hat, wer problemlos zwischen Klassik, Schlager, Pop, Rock und
Samba hin- und her schalten konnte, wer die Lust und Liebe zum Gesang, dem sich der JBC seit zwei Jahrzehnten verschrieben hat, ein kleines Stückchen miterlebt, der war am späten
Sonntagnachmittag am richtigen Ort.
Volkslieder und rasantes Tempo
Zu den 18 Zigeuner-, Liebes- und Volksliedern von Johannes Brahms (1833-1897), die im Programmheft abgedruckt waren, gesellten sich in rasantem Tempo und an ungeahnten Stellen Stücke wie »Wir
machen Musik«, »Summer Breeze«, »For the longest time«, »Griechischer Wein«, »Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami« oder ein südamerikanischer Samba. Das passte wunderbar - trotz des
offensichtlichen Stilbruchs, und der »musikalische Schutzheilige« Johannes Brahms, wie Petra Weiß-Lorenz ihn nannte, wird sich sicher auch nicht im Grabe umgedreht haben, denn seine Werke konnte
man durch die Vielfalt des Programms in besonderem Maße genießen.
Denn ganz ehrlich: Wer tieftraurige Stücke wie »Schwesterlein, Schwesterlein« oder »Abschiedslied« hintereinander weg hört, kann sich eigentlich nur noch in eine Ecke setzen und erst einmal eine
Viertelstunde die Tränen laufen lassen, so eingehend und mitreißend ist die vom Brahms-Chor vermittelte Wirkung von Komposition und Text der Brahms’schen Werke.
So wirkte das Konzert wie das pralle Leben: Himmel hoch jauchzend, aber phasenweise auch zu Tode betrübt. Gerade zum Schluss schlich sich einiges an Wehmut in das Programm. Das bereits eingangs
von Petra Weiß-Lorenz zitierte Stück von Hubert von Goisern, »Heerstes net, wie die Zeit vergeht« passte haargenau in diese Stimmung.
Seit 20 Jahren bereichert der JBC die Chorlandschaft der Region. Mutter und Motor des Erfolgs ist Petra Weiß-Lorenz, über die Vorsitzende Kathrin Heßberger sagte: »Ihr Dirigat sucht an
Leidenschaft, Intensität und Emotionalität ihresgleichen. Wir hatten hier schon viele Sternstunden, die wir erleben durften.« Von Anfang an dabei war Ehemann Jürgen Weiß, der auch dieses Mal als
stets integrer Klavierbegleiter zur Seite stand. Außerdem griffen Luis Pablo Hack (Klavier), Adrian Bauer (Gitarre) und Moritz Engel (Schlagzeug) zu ihren Instrumenten, um die neuzeitlichen
Stücke mit Klangfarben zu bereichern.
Solisten beweisen Extraklasse
Dass der kleine JBC am Sonntag mit »nur« 14 Sängerinnen und Sängern auf der Bühne steht, spielt beim Brahms-Chor keine Rolle, so intensiv ist die Vorbereitung der einzelnen Stücke, so brillant,
glasklar, prononciert und emotionsstark wird gesungen. Zahlreiche Solisten bewiesen die Extraklasse dieses Kammerchores.
Ob Gretel Evers-Lang und Kathrin Heßberger mit rot-weißen Schleifen im Haar selbstbewusst den Beach Boys-Hit »Barbar-Ann« trällerten, Kathrin Muthorst ihr Samba-Diplom bestand oder der gesamte
Chor das Volkslied »Feinstliebchen, du sollst nicht barfuß gehen« mit seinen Stimmen liebkoste und umschmeichelte - das Publikum war jeweils bestens unterhalten und drückte das mit kräftigem
Applaus immer wieder aus. Petra Weiß-Lorenz war hör- und sichtbar in ihrem liebsten Element, moderierte, dirigierte, motivierte, sang mit und trat zwischendurch ans Mikrofon, um »Something
stupid« mit zwei Extra-Stöhnern zu bereichern.
Inklusive zwei Zugaben erlebte das Publikum in 90 Minuten eines der stärksten Konzerte in 20 Jahren JBC. Und das Schönste dabei: Dank der Kreativität von Petra Weiß-Lorenz stehen sicher schon für
das 17. Neujahrskonzert Ideen zur Verfügung, die nur darauf warten, verwirklicht zu werden.
Doris Huhn / Quelle: Main-Echo vom 17.01.12
Karlstein-Großwelzheim (10.04.2011)
»Der Chor hat ganz wunderbar gesungen«, diese Feststellung traf am Sonntag nicht irgendein Gast des Benefizkonzerts zugunsten und in der
Großwelzheimer Pfarrkirche St. Bonifatius, sondern Prof. Dr. Paul Böhm, Sohn des Architekten Dominikus Böhm, dessen Kompositionen in der von seiner Architektur maßgeblich geprägten Kirche
erklangen.
Musikalische Kleinode
Der 93-jährige Böhm, mit Ehefrau Roswitha, Tochter Dorothea und Enkeltochter Florentine extra aus München angereist, war genauso wie die 130 Besucher sichtlich
ergriffen von dem geistlichen Konzert. Das rüstige Ehepaar, das laut Auskunft der Tochter »sehr mobil« ist, wird nicht oft zu einem Konzert mit Werken des 1955 verstorbenen Dominikus Böhm
eingeladen. Dass es sich lohnt, die musikalischen Kleinode des Architekten vor der Vergessenheit zu bewahren, bewies das hochkarätige und ganz besondere Konzert des Johannes-Brahms-Chores unter
der sprechenden Leitung von Petra Weiß-Lorenz. Die zuverlässige Klavierbegleitung hatte Jürgen Weiß übernommen.
Da gerieten die übrigen Stücke fast schon ein bisschen zur Nebensache, obwohl das Kyrie aus Gioacchino Rossinis »Messe Solennelle« mit festlich-kontemplativem Duktus
gesungen wurde, das »Ave verum corpus« von Camille Saint-Saens mit mächtigen Crescendi auftrumpfte oder die Motette »Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?« vom Namensgeber des Chores,
Johannes Brahms, mit besonderer Sorgfalt und Innigkeit von den 15 Sängerinnen und Sängern vorgetragen wurde.
Im Mittelteil folgten die fünf Stücke, die an diesem Tag im besonderen Fokus standen. Ausgehend von dem als Lied für den Advent oder Weihnachten komponierten »Herr,
send herab uns deinen Sohn« folgte ein »Marienlied« (Sopran: Sophia Weiß), »Wie ist die Erde doch so schön« (wunderbares Duett von Sabine Loch und Kathrin Muthorst«, »So ruhig geh ich meinen
Pfad« (Solo: Sabine Loch) und »Pange lingua«. Alle Stücke zeichnen sich durch eine klare Schlichtheit und Schönheit aus, die auch viele Jahrzehnte nach dem Entstehungsdatum berührt und
begeistert. »Dankeschön für die Musik, die Ihr Vater uns geschenkt hat«, sagte Dirigentin Petra Weiß-Lorenz abschließend zu Professor Böhm.
Sehr gut passten danach als Ausklang des Konzertes Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (»Denn er hat seinen Engeln befohlen«) und Joseph Rheinberger (sehr
stimmungsvolles »Abendlied«). Und sogar das aus dem Rahmen fallende Popstück »All things bright and beautiful« des 1945 geborenen John Rutter trug die andächtig-entspannte Stimmung weiter. Ein
»vorösterliches Halleluja« erklang mit dem in gewaltigem Chorklang vorgetragenen »Russischen Lobgesang« von Peter Tschaikowsky. Max Reger, den Dominikus Böhm verehrte, folgte in der Zugabe mit
einem »Nachtlied«.
Erneuter Besuch?
Eventuell ist das Ehepaar Böhm bereits am nächsten Sonntag wieder in Karlstein. Dann stellt Autor Michael Pfeifer um 17 Uhr in der ebenfalls von Böhms Architektur geprägten Dettinger Pfarrkirche St. Peter und Paul sein neues Buch »Kosmischer Raum« über die Wandbilder des Expressionisten Reinhold Ewald vor.
Doris Huhn / Quelle: Main-Echo
Gesungene Liebeserklärungen
Neujahrskonzert (2011):
Der Johannes-Brahms-Chor Karlstein präsentiert in der Großwelzheimer Bayernhalle »das schönste Thema der Welt«
Karlstein-Großwelzheim. Rosafarbene und weiße Luftballons in Herz-Form schwebten über der Bühne der Bayernhalle, das Klavier wurde von einer Rosenkaskade in Rottönen überflutet und zum Einmarsch des Johannes-Brahms-Chors Karlstein ertönte »Je t'aime«.
Ja, die Umsetzung des 15. Neujahrskonzertes unter dem Motto »Liebe, Liebe und nochmals Liebe« rund um das
»schönste Thema der Welt« war durchgehend gelungen. Spätestens nach einer halben Stunde schwebte das Publikum auf Wolke sieben und lugte von dort oben durch eine rosarote Brille auf die
himmlische Aufführung, die der Chor zum Auftakt des neuen Jahres bescherte.
Unter der Leitung der charismatischen Petra Weiß-Lorenz, unterstützt von ihrem Mann Jürgen am Klavier, gab es an diesem Sonntag wohl keine vergnüglichere und stilvollere Möglichkeit, um in
Stimmung zu kommen. Klingende Liebesgefühle und gesungene Liebeserklärungen sorgten 90 Minuten lang dafür, dass sich die Zuhörer wohl fühlten. Dabei verstanden es die 15 Sängerinnen und Sänger,
nicht gleich mit Wucht ins Thema einzusteigen, sondern ganz behutsam. Und so gerieten die Gäste ganz unvermittelt nach einem ruhigen Beginn mit dem Renaissance-Werk »Hark, all ye lovely saints«
von Thomas Weelkes und fünf grandios vorgetragenen Johannes Brahms-Stücken, wie »Der bucklichte Fiedler« oder dem nur vom Frauenchor zelebrierten »Nein, Geliebter, setze dich« im Handumdrehen in
das Netz unwiderstehlicher Melodien. Wenn Petra Weiß-Lorenz nicht gerade ihren Chor voller Leidenschaft und Inspiration leitete, brillierte sie mit ihrer unterhaltsamen Moderation. War das
Publikum bereits im schwäbischen Volkslied »Das Lieben bringt groß Freud’« ausdrücklich zum Mitsingen eingeschworen worden, so lautete der Appell der Dirigentin im zweiten Teil mit Operetten-,
Musical- und Filmmelodien, »nicht den Trieb zu dämpfen, mitzusingen«.
Zum dahin Schmelzen waren die Stücke aus Carl Zellers Operette »Der Vogelhändler«, bei denen die Solisten Kathrin Muthorst und Daniel Jost (»Schenkt man sich Rosen in Tirol«) sprichwörtlich mit
dem Herz auf der Zunge sangen. Wer bis dato noch nicht oder nicht mehr an die Liebe glaubte, wurde hier eines besseren belehrt. Zwar schon über 60 Jahre alt sind die Musicals »Can Can« und »Kiss
me Kate«, doch »I love Paris« oder »Were thine that special face« zündeten lichterloh. Starke Soli trugen Sophia Weiß und Stefan Glück bei, anschließend Robin Weiß und »Speak Softly love« aus dem
Film »Der Pate«. Stimmlich auf einer Welle sangen Sophia und Robin Weiß ihr Solo bei »Can you feel the love tonight?« aus »König der Löwen«, bevor der absolute Kracher des Programms folgte.
Stefan Glück schlüpfte, auch vom Outfit her, in die Rolle von Roger Cicero und sang mit Verve und energischer Unterstützung des Chors »Zieh’ die Schuh’ aus« und »Frau’n regier’n die Welt«: eine
ganz starke Interpretation, die beim Publikum hervorragend ankam.
Am Ende sang Robin Weiß, der seit 15 Jahren bei den Neujahrskonzerten dabei ist und an diesem Tag seinen 18. Geburtstag feierte, das Solo zu seinem Geburtstagsständchen selbst. Nach »All you need
is love« von den Beatles ergossen sich aus einem Feuerwerksknaller rote Rosenblätter über die Bühne. Wer sich nur ein klitzekleines Eckchen dieses rosaroten Wohlfühl-Konzertes konserviert hat,
kann sicher sein: Alles wird gut in 2011.
Quelle: Main-Echo, Ausgabe vom 18.1.2011, Doris Huhn
Aschaffenburg. »Machet die Tore weit« und »Wachet auf, ruft uns die Stimme« sind klare Befehle. Die Gäste in der voll besetzten Schweinheimer St.-Matthäus-Kirche nahmen die Botschaft gern an, kam sie doch nicht streng von der Kanzel herab, sondern wurde als »musikalische Predigt« von 16 überwiegend jugendlichen Sängern überbracht.
Konzentriert: der Karlsteiner Johannes-Brahms-Chor mit Dirigentin Petra Weiß-Lorenz in der Schweinheimer St.-Matthäus-Kirche. Foto: Ernst Bäppler
Dem Johannes-Brahms-Chor aus Karlstein gelang im Rahmen der Geistlichen Abendmusiken die Einstimmung in die Adventszeit.
Nicht die gängigen Weihnachtshits hatte Dirigentin Petra Weiß-Lorenz in ihrem musikalischen Reisekoffer mitgebracht, sondern ausgefallenere, aber nicht minder kostbare musikalische Schätze vom Frühbarock bis zur Gegenwart. Verpackt waren diese Gaben in ein stimmlich so klar ausgelotetes wie musikantisch farbenprächtig angelegtes Klanggewand.
Vor allem bei den Variationen der zeitgenössischen Komponisten Ernst Pepping, Hugo Distler und Heinrich Kaminski über alte Weihnachtsweisen wie »Maria durch ein Dornwald ging« oder »Es kommt ein Schiff geladen« gelangen eindrucksvolle Interpretationen: Weil einerseits innerhalb der Mehrstimmigkeit jede einzelne Melodielinie bei absoluter Textverständlichkeit klar herauszuhören war, andererseits die musikalische Struktur niemals zerbröckelte, sondern sich stets zu einem polyphonen Ganzen formte.
Wie ein Laienchor zu einer solchen Präzision des Ausdrucks findet, erklärt sich nicht alleine damit, dass er alle 14 Tage in Großwelzheim zur Probe zusammenkommt. Die am Hanauer Karl-Rehbein-Gymnasium als Musiklehrerin tätige Petra Weiß-Lorenz, die das Ensemble seit der Gründung im Jahr 1992 leitet, hat offenbar ein besonders glückliches Händchen darin, die richtigen musikalischen Begabungen am rechten Ort und zur rechten Zeit zusammenzuführen.
Ehemann Jürgen Weiß am Klavier und Tochter Sophia Weiß am Cello - beide sind ebenfalls Musikpädagogen mit reicher Konzerterfahrung - begleiteten die Chorstücke instrumental. Sie sorgten zudem mit einem tief empfundenen langsamen Satz aus Robert Schumanns Stücken »im Volkston« und Alexander von Zemlinskys hochromantischem Liedsatz für Cello und Klavier für zwei kammermusikalische Kostbarkeiten.
Das Zusammenspiel der beiden machte Appetit auf mehr: Vielleicht geben sie auf der Schweinheimer Höhe auch einmal die klangschöne A-moll-Sonate aus der Feder des Chorpatrons zum Besten. Der durfte im Programmheft natürlich nicht fehlen. So erfreute der Chor mit der Brahms-Motette »O Heiland reiß den Himmel auf« mit seiner kraftvoll ausmusizierten Coda genauso wie mit einem innigen Marienlied Max Regers und Weisen der Jetztzeit, die Stefan Glück (Bariton) und Sophia Weiß (Sopran) Gelegenheit gaben, in solistischen Gesangspartien hervorzutreten.
Weihnachtszauber
Alpenländischer Weihnachtszauber zog in das Kirchenschiff ein, als die acht jungen Frauen des Chors sich zu einem Potpourri von Volksweisen aus den Salzburger und
Tiroler Bergen zusammenfanden, welches sie mit dem berühmten »Andachtsjodler« krönten. Der kam fast ein wenig zu hurtig daher und fand zu rasch ein Ende, so überirdisch und traumhaft schön war
der Wohlklang.
»Machet die Tore weit« hieß das Motto des Konzerts. Der himmlische Hausherr kam dieser Bitte nach und öffnete einen Spalt seiner Himmelstür, was seinen irdischen Diener Pfarrer Gotthard Münderlein zu Dankesworten verleitete, die nicht passender hätten sein können: »Heute Abend haben wir das Ohr an die Tür des Paradieses halten dürfen.«
Ernst Bäppler
Main-Echo vom 01.12.2010 (online-Ausgabe)
Musik als Medizin
Neujahrskonzert: Johannes-Brahms-Chor Karlstein überzeugt 550 Gäste mit seinem Wien-Programm
Karlstein-Grosswelzheim.
Zu einem vokal-instrumentalen Ereignis geriet das 14. Neujahrs-konzert des Karlsteiner Johannes-Brahms-Chores unter Leitung von Petra Weiß-Lorenz, das am Sonntag in der mit 550 Gästen ausverkauften Bayernhalle stattfand.
In der wienerisch aufgestylten Halle erlebte das Publikum das Programm »Wien, Wien, nur du allein« ohne
»Schrammelmusik«, dafür aber mit spritzigen Kompositionen aus der berühmten Strauß-Dynastie.
Verstärkt hatten sich die sieben Sänger und die acht Sängerinnen des Brahms-Chores mit dem Symphonieorchester des Karl-Rehbein-Gymnasiums Hanau, das seit über 30 Jahren unter der Leitung von
Jürgen Weiß steht, dem Ehemann der Chorleiterin, der abwechselnd mit ihr auch für eine zuverlässige Klavierbegleitung sorgte.
Der Chor, dessen weibliche Mitglieder wie gewohnt modische Akzente setzten, trat in diesem Jahr von weiblicher Seite aus in schicken Dirndln auf. Dynamisch prickelnd wie Perlen in einem Sektglas
überzeugte bereits der Auftakt zum Konzert. Mit Antonio Salieris (1750 bis 1825) »Sanctus« und dem a cappella vorgetragenen Kanon »Viel Glück zum neuen Jahr« von Ludwig van Beethoven (1770 bis
1827) mit solistischen »Glück«-Rufen lag der Brahms-Chor ebenso auf der sicheren Seite wie mit dem ganz kurzen Appell »Pack die Gelegenheit« des Wieners Augustin Kubizek(1918 bis 2009), der »Mut
für 2010 machen« soll, wie Moderatorin Petra Weiß erklärte.
Mindestens ebenso unterhaltsam wie der musikalische Teil waren ihre Texte, die genauso wie das Dirigat ganz im Zeichen ihrer Leidenschaft zur Musik lebten. Eine besondere Empfehlung der
Dirigentin, die sich mit weiteren Beispielen durch den Abend zog, galt einem Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof. Das Lieblingsgrab der Chorleiterin ist eindeutig Hugo Wolfs letzte Ruhestätte:
»Da fließt man förmlich hin vor Melancholie!«
Ein spezielles Rezept gegen Lebensmüdigkeit empfahl Joseph Haydn (1732 bis 1809) in seinem Stück »Der Greis«, vom Brahms-Chor homogen und glänzend vorgetragen. Musik als Medizin, wie vom Wiener
Klassiker vorgeschlagen, wirkte sicher auch im Karlsteiner Neujahrskonzert. Insbesondere wenn die 80 jungen Leute der Karl-Rehbein-Schule auf der Bühne zu einem Walzerklassiker wie »Rosen aus dem
Süden« von Johann Strauss Sohn (1825 bis 1899) ansetzten, hüpften Herz und Laune im Dreivierteltakt mit.
Mit ihrer 1993 geborenen Mitschülerin Sylvia Yimeng Hu besitzt das Schul-Orchester eine preisgekrönte Klaviersolistin, mit der es den dritten Satz aus Joseph Haydns Konzert für Klavier und
Orchester D-Dur intonierte. Die Elfklässerin scheint für ein Leben als Pianistin wie geschaffen. Mit großer Ausdruckskraft und Leichtigkeit spielte sie eine selbstbewusste Interpretation und
gönnte den Zuhörern noch einen solistischen Beethoven-Satz als Zugabe.
Krachen ließ es das Orchester mit den Schnell-Polkas »Unter Donner und Blitz« und »Leichtes Blut«, die jeweils mit musikalischem Salz und Pfeffer gewürzt waren. Da hatte es der 15-köpfige Chor
fast ein bisschen schwer, bei diesem »Sound« mitzuhalten. Mit bewusst zurückhaltenden Stücken wie Johannes Brahms’ (1833 bis 1897) »O wie sanft die Quelle« (gesungener Seelen-Balsam nur von den
Frauen) oder dem »zum Weinen schönen« (Petra Weiß) »Da unten im Tale« gelang eine deutliche Demonstration der absoluten Stärke des kleinen Chores: die authentische Interpretation von
musikalischen Kleinoden.
Zwei Pflichtstücke sorgten in der Bayernhalle für die richtige Stimmung zum traditionellen Sektausklang: Neben »An der schönen blauen Donau« exerzierten Chor, Orchester und das Publikum als
Projektchor den »Radetzyk-Marsch«, dessen letzte Zeile lautet: »Marschmusik ist wie `ne Rutschpartie ins Glück!«
Das Neujahrskonzert am 16. Januar 2011 präsentiert zur Abwechslung wieder ein reines Brahms-Chor-Programm und trägt den verheißungsvollen Titel »Sounds of love«.
Doris Huhn
Quelle: Main-Echo
Johannes-Brahms-Chor Karlstein überzeugt mit »Vetter« in der Bayernhalle (13.1.2008)
Karlstein-Grosswelzheim. Um ein Haar hätte das zwölfte Neujahrskonzert des Johannes-Brahms-Chor Karlstein in der Bayernhalle abgesagt werden müssen. Dirigentin Petra Weiß-Lorenz sprach sogar von einem »Neujahrskonzert voller Katastrophen«. Das gemischte Ensemble, das ohnehin personell am Rande der »King’s Singers« laboriert, hatte bisher Glück. Beim traditionellen Neujahrskonzert war die Mannschaft immer gesund. Doch in diesem Jahr fiel einer nach dem anderen in den Fiebertaumel und am Ende blieben 16 Sängerinnen und Sänger, die einsatzbereit für das Programm unter dem Motto »Im Rausch der Gefühle«.
Ganz so dramatisch, wie die Chorleiterin gramvoll erzählte (»Hören Sie nur mit einem Ohr hin!«), war die Lage zum Glück nicht. Trotz der personellen
Hiobsbotschaften stand die verbliebene Mannschaft tapfer ihren Mann, respektive ihre Frau. Der exquisite, glasklare Chorklang, den die rund 400 Gäste in der voll besetzten Bayernhalle seit
Gründung des Ensembles im Jahr 1992 gewohnt sind, war nicht gefährdet. Angespornt von dem inspirierenden Dirigat gelang der Start in das Neue Jahr hervorragend. Streckenweise wurde der Chor am
Klavier begleitet von Petra Weiß-Lorenz oder ihrem Mann Jürgen Weiß sowie von Schlagzeuger und Enkel Robin Elias Weiß, der wie seine Mutter im Chor mitsang. »Im Rausch der Gefühle« stellte ein
wahres Wechselbad der Gefühle dar. Kontrastreicher lässt sich ein Programm fast nicht gestalten. Auf Hugo Distlers melan-cholischem »Ein Stündlein wohl vor Tag« aus dem Mörike-Chorliederbuch op.
19 folgten zwei Beatles-Klassiker, die mit Pfeffer und Schwung in den Stimmen präsentiert wurden.
Durch ein tiefes Tal der Trauer gingen Publikum und Chor mit dem an die Vergänglichkeit erinnernden »Denk es, oh Seele« von Distler, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hätte begehen
können, sich aber im Alter von 34 Jahren das Leben nahm, sowie dem tieftraurigen »The long and winding road«, ebenfalls von Lennon/ McCartney.
Im »Mond-Block« kostete der Chor in poetisch-romantischem Schwelgen Johannes Brahms’ »Verstohlen geht der Mond auf« aus, das smarte und pfiffig vorgetragene
Jazzstück »The shadow of your smile« sowie »Moon River« aus »Frühstück bei Tiffany’s« mit sehenswertem getanztem Dirigat. Kurz und knackig vorgetragen überzeugte darüber hinaus das expressive
Werk »Der schwarze Mond« des im Dezember verstorbenen Harald Genzmer. »Fürchterlich-schlimme Balladen« von Ernst Pepping und das »Angststück« des Programms, Hugo Distlers »Der Feuerreiter«,
folgten und verursachten durch ihre unheimliche Stimmung eine Grusel-Gänsehaut. Von Mord und Totschlag sowie einer Feuersbrunst erzählte der gemischte Chor dramatisch, eindringlich und mit einer
wahren Lust an dieser dunklen Seite. Der größte Kontrast folgte am Schluss des 100-minütigen Konzertes. Ein halbstündiges Medley aus Eduard Künnekes modern-spritziger Operette »Der Vetter aus
Dingsda« fegte die düstere Stimmung mit dem ersten Stück »Onkel und Tante, ja, das sind Verwandte« weg. Das Werk bedeutete im Jahr 1921 einen Wendepunkt in der Operettengeschichte und »Ich bin
nur ein armer Wandergesell« wurde zum Weltschlager.
Mit dem »Vetter« entdeckte der Karlsteiner Johannes-Brahms-Chor mit starken Solisten aus den eigenen Reihen ein ganz neues Genre, das ihm blendend lag. Und das Publikum startete entzückt mit
dieser schmissigen und Gute-Laune-Funken sprühenden Interpretation ins neue Jahr. Zwei Zugaben erklatschten sich die Besucher, bevor der Chor unisono »Prosit Neujahr« wünschte und die Sektkorken
für den Umtrunk knallten.
Doris Huhn
Quelle: Main-Echo
Karlsteiner Johannes-Brahms-Chor singt in der Kälberauer Wallfahrtskirche
Alzenau-Kälberau. Eine ebenso besinnliche wie genussvolle Stunde bescherte der
Karlsteiner Johannes-Brahms-Chor am Samstagabend seinem Publikum in der Kälberauer Wallfahrtskirche. Knapp 20 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Petra Weiß-Lorenz und die Cellistin
Sophia Weiß spannten einen Bogen vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit.
Pater Ludger Zewe als Hausherr fasste sich in seiner Begrüßung kurz und erklärte sich willens, den meditativen Charakter der dargebotenen Werke für sich selbst sprechen zu lassen. In christlicher
Zeit hat die geistliche Musik immer wieder Inspirationen in der Passionszeit gefunden. Lieder vom Leiden Christi gewannen besonders in der Epoche der Romantik, Zeit des Johannes Brahms und
musikalische Kraftquelle der Karlsteiner Chorgruppe, an künstlerischer Ausdruckskraft. Brahms Motette »Warum ist das Licht gegeben«, meisterlich und routiniert vorgetragen, wurde denn auch auf
gleichsam natürliche Weise zum Angel-punkt des gesamten, 13 Darbietungen umfassenden Programms. Den Titel »Ach klage, wer nur klagen kann« hatte dem Konzert die gleichnamige erzählerische Sequenz
aus Telemanns Lukas-Passion gegeben. Das stark akzentuierte, eindringliche Werk diente mit seinem hohen Anspruch gleichsam als Widerlager der Zeitbrücke. Freilich gab es, etwa mit Palestrinas »O
crux ave« aus dem 16. Jahrhundert, noch hörbar ältere Beiträge mit in diesem Fall deutlichen gregorianischen Grundzügen.
Gleich zweimal zu Ehren kam die »Geistliche Chormusik« des Heinrich Schütz mit den Motetten »Die mit Tränen säen« und »Verleih uns Frieden gnädiglich«. In die
Nähe der Leistungsgrenze führte die Akteure eine Sequenz aus dem Elias-Oratorium von Mendelssohn-Bartholdy: »Wer bis an das Ende beharrt« bot bei aller Kürze Herausforderungen an sämtliche
Stimmen. Sehr wirkungsvoll interpretierte der Brahms-Chor in der besonderen, weichen Akustik des Kirchenraums neben Saint-Saëns bekanntem »Ave verum corpus« und der Passion von Ermanno Wolf
Ferrari zwei klassische Klageweisen, die bei aller Unterschiedlichkeit doch beide von stimmlicher Ausgewogenheit lebten. Michael Haydns »Tenebrae factae sunt« und Archangelskis »Russischer
Klagegesang« setzten die Halbzeit-Zäsur und den Schlusspunkt. Die Cello-Solistin hatte für ihre drei Intermezzi zwei melancholischen Bachsche Sarabanden und den unkonventionellen »Dialogo« des
Ungarn György Ligeti gewählt: Zwei Stimmen schienen da zu fragen und vorzutragen, zornige Akzente wurden gezupft.
Der vergleichsweise kleine Rahmen - nur rund 70 Zuhörer hatten den Weg in die Wallfahrtskirche gefunden - verstärkte die ohnehin große spirituelle Intensität des Konzerts. Wenn an der
Binsenweisheit etwas Wahres ist und Qualität sich tatsächlich durchsetzt, dürfte es beim nächsten Kälberauer Gastspiel des Brahms-Chores deutlich voller werden.
Oliver Klemt
Quelle: Main-Echo
Neujahrskonzert 2007 in der Bayernhalle mit Hanauer Jazz-Big-Band
KARLSTEIN-GROßWELZHEIM. Einiges war anders beim 11. Neujahrskonzert des 15-jährigen Johannes-Brahms-Chors, das am späten Sonntagnachmittag in der Bayernhalle vor rund 450 Gästen stattfand. Mit der Hanauer Jazz-Big-Band war ein starker Partner gefunden worden, mit dem Duke Ellingtons »Sacred Concert« als swingender Höhepunkt aufgeführt werden konnte.
»Wir betreten damit völliges Neuland«, sagte Chorleiterin Petra Weiß-Lorenz. Gewidmet war das Ellington-Werk dem Großwelzheimer Posaunisten Martin Morawe, der vor einem Jahr überraschend gestorben ist. Zwei Männer, die dem Brahms-Chor besonders nahe stehen, pausierten in diesem Jahr. Das war zum einen der namensgebende Komponist, von dem sonst stets einige Stücke erklangen, der diesmal aber nur als Bild zu sehen war. Außerdem konnte sich Jürgen Weiß, Ehemann der Chorleiterin, diesmal entspannt zurücklehnen - er hatte die letzten zehn Jahre als Pianist mitgewirkt.
Eröffnet wurde das Neujahrskonzert in der voll besetzten Bayernhalle mit einem festlichen Renaissance-Doppelchor, Ludovico Casalis »Gaudens Gaudebo«. Die 22 Sängerinnen und Sänger des Chores wurden dabei von zwei Trompetern und zwei Posaunisten der Jazz-Big-Band begleitet und wetteiferten dabei um den glanzvollsten Einsatz.
Drei Stücke von Paul Peuerl, Heinz Lau und Hugo Distler lobten allesamt die Musik. Der Johannes-Brahms-Chor überzeugte mit glasklarem Klang, zum Mitschreiben deutlicher Aussprache und hörbarer Freude in der Stimme. Chorleiterin Petra Weiß-Lorenz motivierte und forderte ihre »Truppe« mit sprechender Gestik und vollem Körpereinsatz, so dass »O Musica« oder »Wer sich die Musik erkiest« zu einem Hörgenuss gerieten. In astreinem Sound empfahl sich danach die 16-köpfige Jazz-Big-Band unter der Leitung von Martin Schwarzmayr, der am Klavier mitwirkte. Sammy Nesticos »Quincy and the Count« wurde durch zahlreiche spielfreudige Soli aufgewertet.
Mit zwei Werken der leisen Töne von C. Hubert Parry entführte der Chor anschließend in die englischsprachige Romantik. Vor allem »Music, when soft voices die« gefiel mit schönem rundem Schluss.
Duke Ellington schuf insgesamt drei »Sacred Concerts«. Anlass war die Einweihung der »Grace Cathedral«. Es gibt dazu keine Partitur, erst im Augenblick der Aufführung fügen sich die Stücke zu einem Ganzen zusammen, erläuterte Petra Weiß-Lorenz. Die acht Teile, aus denen das »Sacred Concert« des Neujahrskonzertes bestand, sind eine Auswahl aus allen drei Konzerten, die von den Dänen John Hoybye und Peder Pedersen arrangiert wurden.
Das Experiment, das hier gewagt wurde, gelang reibungslos und kam beim Publikum so gut an, dass zwischen den Stücken begeistert applaudiert wurde, obwohl der Beifall eigentlich erst am Ende erklingen sollte. Die Zusammenarbeit zwischen dem Johannes-Brahms-Chor und der brillant aufspielenden Big Band bereitete auf und vor der Bühne Spaß. Der blitzblanke Sound mit satten Bläsersätzen und der mitreißende Chorklang vereinigten sich zu einem fulminanten Konzerterlebnis.
Als Gesangssolistinnen meisterten Inken Schwarz und Sophia Weiß ihre schwierigen Parts bravourös. Höhepunkte waren zweifellos die Stücke »Heaven« und »Freedom« sowie das himmelhochjauchzende Finale mit »Praise God and dance«, das als Mini-Zugabe wiederholt wurde. Danach war das Publikum zu einem Glas Sekt eingeladen, um auf das neue Jahr und das gelungene Konzert gebührend anzustoßen.
Doris Huhn
Quelle: Main-Echo